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Licht

Ich möchte ein Licht entzünden für diejenigen, die selbst nicht dazu in der Lage sind.

Für diejenigen, die so sehr von Dunkelheit umfangen sind, dass sie das Licht nicht sehen können.

Für diejenigen, die es erst gar nicht versuchen.

Für diejenigen, denen nicht geglaubt wird.

Für diejenigen, die sich selber nicht glauben.

Für diejenigen, die so tief in der Dunkelheit sind, dass wir sie nicht sehen.


Ich möchte ein Licht entzünden für diejenigen, die sich dem Dunkel stellen.

Für diejenigen, die den Mut aufbringen, so furchtbar es auch sein mag.

Für diejenigen, die im Kreis stehen und halten, was gehalten werden muss.

Für diejenigen, die ihr Herz öffnen.

Für diejenigen, die sich für das Leben entscheiden, trotz allem.

Für die Welt.



Es gibt Geschichten, die einfach unaussprechlich sind; die, wären sie ein Drehbuch, von vornherein als an den Haaren herbeigezogen abgelehnt würden; die sich so nah an Verschwörungstheorien bewegen, dass sie einfach nicht wahr sein können. Und doch sind sie wahr.

Und wenn diese Geschichten wahr sind, dann sind auch die Menschen darin real, diejenigen, denen diese Geschichten widerfahren sind. Denen Entsetzliches angetan wurde, und die vielleicht auch gezwungen waren, anderen Wesen Entsetzliches anzutun. Deren Seelen vielleicht so zersplittert wurden, dass nichts als Wahnsinn geblieben ist.

Ich weiß nicht, warum solche Geschichten sich mir zeigen - und nicht nur sich zeigen. Ich spüre sie in meinem Körper, und Schicht um Schicht entfalten sich die zugehörigen Emotionen. Fragment um Fragment, Splitter um Splitter vervollständigt sich das Bild. Doch was ich weiß, ist, dass genau das meine Aufgabe ist: diese Fragmente und Splitter zu finden und wieder zusammenzufügen. Zu spüren und zu bezeugen. "Wahrnehmen und weitergeben", haben meine Geister gesagt.

Und am Ende dieses Prozesses kann eigentlich nur eines stehen: die bewusste Entscheidung für das Leben. Ja, ich weiß. So oft habe ich diese Entscheidung schon getroffen, bin den ganzen Weg bis unmittelbar vor dem Tod gegangen, um dann das Allerwichtigste zu tun: zurückzukehren. Immer und immer wieder, in vielen unterschiedlichen Kontexten. Und jetzt also noch einmal? Trotz der unaussprechlichen Dinge, die geschehen sind? In dem Bewusstsein, dass das Entsetzen, der Schmerz und die Trauer unauslöschlich Teil davon sind? Ja.

Denn genau das bringt das Licht in diese dunklen Ecken.

Und wir brauchen ganz viele solcher Lichter, "auf dass sich ein feines Netzwerk um den Globus lege, das Heilung in die Körper, in die Herzen und die Seelen bringt und damit Frieden in die Welt."

Doch wir brauchen auch noch etwas: Kreise, die mithelfen, diese Geschichten zu tragen, Menschen, die mit offenem Herzen zuhören und sich nicht abwenden - Menschen, die mit ihrer Präsenz es ermöglichen, dass das Unaussprechliche dann eben doch ausgesprochen werden kann.


Ich hatte das Glück, dass ein solcher Kreis sich am vergangenen Wochenende im (wie passend!) "Haus des Wolfes" zusammengefunden hat, und ich konnte - und musste, um meiner selbst willen - zumindest einen Teil der Geschichte mit und in diesem Kreis teilen. Ich habe die Betroffenheit gespürt, und unsere Tränen sind gemeinsam geflossen. Sie haben mir geglaubt. Der Kreis, die Gemeinschaft hat mir geholfen, diese Entscheidung für das Leben zu treffen.


Und ganz unerwartet bringt mich das nebenbei noch zu meinen Gedanken über Einsamkeit zurück. Es mag sein, dass manchmal schamanisches (und verwandtes) Arbeiten und Einsamkeit zusammenhängen; so erinnere ich mich auch an meinen früheren schamanischen Lehrer, wie er einmal unendlich einsam an einem Feuer stand, und an seine unerfüllte Sehnsucht nach einer echten Gemeinschaft. Doch mindestens genauso trifft zu, dass es einen "Stamm" braucht, um wirklich Heilung zu erreichen.


© Sabine Schleichert, Winter 2023